Geschichten wie diese begleiten mich schon mein ganzes Leben. Und trotzdem bewegen sie mich immer wieder neu. Weil sie nicht nur zeigen, wie andere mich sehen – sondern auch, wie ich gelernt habe, meinen eigenen Weg zu gehen. Gegen Erwartungen. Gegen Vorurteile. Und manchmal auch gegen meinen eigenen Körper.

Vor ein paar Wochen war ich bei einer neuen Ärztin. Ich habe ihr erzählt, dass ich etwas verändern will. Dass ich angefangen habe, gesünder zu leben. Dass ich jeden Tag über 10.000 Schritte gehe, mich bewege, auf meine Ernährung achte. Dass ich nicht mehr bereit bin, mich einfach in meine Diagnose zu fügen. Ich wollte ehrlich erzählen, wie ich mein Leben gerade umstelle. Was ich schon geschafft habe. Und woran ich arbeite.

Ihre Reaktion war freundlich, aber deutlich: „In Ihrer Situation… eher schwierig.“

Blind. Mit Asthma. Mit einer anhaltenden Erschöpfung, die mich oft an meine Grenzen bringt. Und mit der Diagnose Diabetes Typ 2, die mich vor ein paar Monaten völlig aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Die Botschaft war klar: Die Erwartungen an mich waren niedrig. Und der Spielraum für Veränderung – aus ihrer Sicht – begrenzt.

Heute war ich wieder da.
Fast zehn Kilo weniger.
Täglich tausende Schritte.
Stabilere Werte.
Und auf einmal diese überraschten Stimmen:
„Das ist beeindruckend.“
„Damit hätten wir nicht gerechnet.“

Aber ich schon.
Weil ich weiß, wozu ich fähig bin.
Weil ich weiß, was es mich täglich kostet, diesen Weg zu gehen.
Mitten durch Erschöpfung, Schmerzen, Nebenwirkungen, Rückschläge.
Mitten durch Zweifel, Müdigkeit, seelische Krisen, die tiefer lagen, als ich lange wahrhaben wollte.

Denn was ich nicht auf den ersten Blick erzählt habe – und was die wenigsten sehen – ist das, was mich innerlich begleitet hat: Die Einsamkeit. Die Überforderung. Die Wut über meinen eigenen Körper. Die alten Themen aus Brasilien, aus meiner Adoptivgeschichte, die genau in dieser Phase plötzlich wieder aufgebrochen sind. Die Erinnerungen. Die offenen Fragen. Die Verletzungen, für die ich lange keine Worte hatte.

Ich war an einem Punkt, an dem ich nicht mehr wusste, ob ich das alles noch schaffe.
Und genau dort, wo ich innerlich fast aufgegeben hätte, hat etwas neu angefangen.
Nicht laut. Nicht spektakulär. Aber spürbar.
Ein Glaube, der sich nicht auf Erfolg stützt. Sondern auf Beziehung.
Ein Gott, der bleibt – auch wenn ich liege. Auch wenn ich weine. Auch wenn ich keine Kraft mehr habe.

Ich glaube, dass dieser Glaube mich in Bewegung gehalten hat.
Nicht aus eigener Stärke. Sondern weil ich mich gehalten wusste.
Weil ich wieder angefangen habe, zu glauben, dass mein Leben einen Sinn hat – auch dann, wenn andere wenig Hoffnung sehen.
Weil ich spüre: Gott arbeitet mit mir an meinem eigenen Wunder.

Es ist kein Wunder, das man sofort sieht.
Aber es steckt in jedem Schritt, den ich gehe.
In jeder Entscheidung, gut zu mir zu sein.
In jeder Nacht, in der ich nicht aufgegeben habe.
In jeder Stimme, die ich innerlich leiser gestellt habe, weil sie mir gesagt hat: Du kannst das nicht.

Ich habe in den letzten Wochen so viele kleine Fortschritte erlebt, dass ich angefangen habe, wieder zu hoffen.
Meine Gesundheitsdaten sind besser geworden. Mein Körper reagiert. Meine Kraft kehrt langsam zurück.
Ich konnte nicht nur einen negativen Trend stoppen – ich habe vieles in eine positive Richtung drehen dürfen.
Mit Gottes Hilfe. Mit viel Disziplin. Mit einem langen Atem. Und mit einem Herzen, das gelernt hat, trotz allem weiterzuschlagen.

Wenn du auch das Gefühl kennst, dass andere dir wenig zutrauen –
wenn du oft gegen Mauern läufst, die andere dir bauen –
dann will ich dir sagen: Lass dich nicht aufhalten.
Nicht von Diagnosen. Nicht von Urteilen. Und nicht von alten Stimmen in deinem Kopf.
Dein Weg zählt.
Du darfst wachsen.
Du darfst dich verändern.
Und du darfst Schritte gehen, die andere nicht für möglich halten.

Ich gehe weiter. Schritt für Schritt.
Mitten im Leben. Mitten durch alles, was schwer ist.
Mit Hoffnung. Und mit Gott an meiner Seite.

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