In diesen Wochen wird in Politik und Medien viel über steigende Sozialausgaben gesprochen – und immer häufiger über mögliche Kürzungen. Und wieder einmal stehen dabei wir Menschen mit Behinderung im Fokus. Aber fast nie, weil man uns als wertvollen Teil der Gesellschaft wahrnimmt, fast nie, weil unsere Perspektiven gefragt sind. Sondern meistens, weil wir als „Kostenfaktor“ oder als „Belastung“ betrachtet werden. Dieses Bild tut weh. Es macht mich traurig – und ehrlich gesagt auch wütend. Denn wir Menschen mit Behinderung werden in dieser Debatte übersehen, unsere Stimmen fehlen. Dabei sind wir es, die am meisten betroffen sind.

Als blinder Mensch spüre ich diese Diskussionen hautnah. Ich lebe mit der Angst, dass Kürzungen kommen könnten. Schon heute ist die Lage für viele von uns schwer: Rund 80 % der blinden Menschen im erwerbsfähigen Alter sind arbeitslos. Die meisten davon langfristig. Und wer Arbeit findet, landet oft in Minijobs oder schlecht bezahlten Stellen. Das Armutsrisiko ist für Menschen mit Behinderung ungleich höher als für andere. Das ist kein Randthema, sondern harte Realität.

Doch es geht nicht nur um Arbeitslosigkeit und Einkommen. Es geht auch um das Leben im Alltag. Menschen mit Behinderung sind überdurchschnittlich oft von Einsamkeit betroffen. Wir werden von Freizeitaktivitäten ausgeschlossen – manchmal, weil Barrieren den Zugang verhindern, manchmal, weil man uns gar nicht erst mitdenkt. Viele Orte sind baulich nicht barrierefrei. Aber noch gravierender sind die Barrieren in den Köpfen. Da sind Vorurteile, die uns auf dem Arbeitsmarkt blockieren. Da ist das Misstrauen, wenn es um Beziehungen geht. Da ist die Unsicherheit vieler Menschen, die dazu führt, dass wir nicht als gleichwertig behandelt werden.

Und trotzdem: Ich will hier nicht nur über Probleme sprechen. Denn das wäre nur die halbe Wahrheit. Ich bin überzeugt: Unsere Gesellschaft würde unglaublich viel gewinnen, wenn sie Inklusion nicht länger als „Luxus“ oder „Kostenfaktor“ behandelt, sondern als Menschenrecht und als Chance. Jeder Euro, der in Barrierefreiheit investiert wird, öffnet Türen für alle. Jede Maßnahme, die Teilhabe ermöglicht, bereichert das Zusammenleben. Vielfalt bringt neue Perspektiven, mehr Kreativität, mehr Innovation. Wenn Menschen mit Behinderung nicht mehr an den Rand gedrängt werden, sondern ihre Gaben und Fähigkeiten einbringen können, profitieren alle. Inklusion ist kein Verlustgeschäft. Inklusion ist Gewinn.

Deutschland hat die UN-Behindertenrechtskonvention unterzeichnet. Das heißt: Deutschland hat sich verpflichtet, Menschen mit Behinderung gleiche Rechte, Chancen und Teilhabe zu garantieren. Doch die Praxis sieht oft anders aus. Gerade hier zeigt sich die typisch deutsche Mentalität: Wenn es um Inklusion, Teilhabe und Barrierefreiheit geht, wird sofort über Kosten gesprochen. Aber fast nie über die Vorteile. Fast nie über den Wert, den Inklusion bringt. In anderen Ländern habe ich es anders erlebt – zum Beispiel in Brasilien. Dort sind die finanziellen Mittel viel geringer. Und trotzdem spürt man oft mehr Offenheit, mehr Gemeinschaft, mehr Bereitschaft, Menschen einzubeziehen. Deutschland könnte hier viel lernen.

Mich beschäftigt bei all dem auch meine persönliche Situation. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man an seine Grenzen stößt. Wenn man trotz Qualifikation keine Chance bekommt. Wenn man immer wieder erlebt, dass die Gesellschaft einen klein macht. Und doch weiß ich auch: Ich habe etwas zu geben. Wir alle haben etwas zu geben. Wir sind keine Kostenfaktoren. Wir sind Menschen mit Gaben, Ideen, Talenten, Herzen. Menschen, die diese Gesellschaft bereichern.

Für mich als Christ ist das klar: Jeder Mensch ist von Gott gewollt, wertvoll und einzigartig. Inklusion ist kein Luxus. Sie ist ein Menschenrecht. Sie ist zutiefst biblisch. Schon Jesus hat Menschen am Rand gesehen und in die Mitte gestellt. Schon die frühe Kirche hat gezeigt: Jeder wird gebraucht, jedes Glied am Leib Christi ist unverzichtbar. Wenn wir als Kirche und als Gesellschaft das ernst nehmen, dann entsteht eine Gemeinschaft, in der niemand draußen bleibt. In der jede Stimme zählt. In der Vielfalt nicht gefürchtet, sondern gefeiert wird.

Darum erhebe ich in dieser Diskussion meine Stimme. Nicht nur für mich, sondern auch für viele, die nicht gehört werden. Denn ich will, dass wir nicht länger nur über Kosten sprechen, sondern über Chancen. Nicht länger nur über Belastung, sondern über Gewinn. Nicht länger über Einsparungen, sondern über Investitionen in ein besseres, gerechteres Miteinander.

👉 Genau darüber spreche ich in meiner neuen Podcast-Folge:
• Über die aktuelle Debatte um steigende Sozialausgaben und mögliche Kürzungen.
• Über die Situation von Menschen mit Behinderung in Deutschland: hohe Arbeitslosigkeit, Armutsrisiken, Einsamkeit.
• Über Barrieren – im Alltag, in der Freizeit, in den Köpfen.
• Über den Gewinn, den eine Gesellschaft hat, wenn sie Inklusion ernst nimmt.
• Über die Perspektive der UN-Behindertenrechtskonvention und meine Erfahrungen aus Brasilien.
• Und schließlich auch darüber, wie ich als Christ mit meinen Ängsten umgehe und warum Inklusion für mich ein zutiefst geistliches Thema ist. Das ist mein Beitrag zu einer Debatte, die viel zu selten unsere Sicht einholt. Ich will zeigen: Wir sind mehr als Zahlen. Wir sind mehr als Kosten. Wir sind ein Gewinn.

👉 Hör jetzt rein in die neue Folge meines Podcasts. die folge findest du Hier. Folg mir auf Instagram: @blind_geglaubt
🌐 Mehr zu mir und meinen Projekten: http://www.derperspektivwechsel.com
💬 Schreib mir deine Gedanken in die Kommentare, teile die Folge mit deinen Freunden und lass gerne eine Bewertung da. So hilfst du mit, dass unsere Stimmen gehört werden und diese Botschaft noch mehr Menschen erreicht. Soll ich den Blogbeitrag für dich noch stärker in Abschnitte mit Überschriften gliedern (z. B. „Die aktuelle Debatte“ , „Meine persönliche Erfahrung“ , „Warum Inklusion Gewinn ist“ ), sodass er sich auf deinem Blog noch übersichtlicher lesen lässt?

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