Es fällt mir schwer, in Worte zu fassen, wie tief die aktuellen Entwicklungen in unserer Gesellschaft schmerzen. Als jemand, der selbst mit den Herausforderungen lebt, die durch meine Behinderung und meine Herkunft in den Vordergrund gerückt werden, ist es für mich unbegreiflich, wie eine Partei wie die AfD es schafft, Hass, Rassismus und Ausgrenzung zu feiern – und das offen und schamlos.

Ich sehe Videos, in denen AfD-Anhänger auf ihrer Wahlparty ein „Abschiebungslied“ singen. Sie feiern den Gedanken, Menschen aus Deutschland zu vertreiben, als wäre das ein Triumph. Noch absurder: Diese Partei hat tatsächlich Videospiele entwickelt, in denen Spieler „Deutschland retten“, indem sie Millionen von Menschen abschieben. Stellt euch das mal vor – sie machen unsere Mitmenschen, unsere Freunde, Kollegen und Nachbarn zu Spielfiguren in einem perversen Spiel. Wie krank muss man sein, um so viel Hass zu empfinden?

Für mich, als jemand, der tagtäglich für Vielfalt und Inklusion kämpft, ist das nicht nur erschreckend – es ist ein Angriff auf alles, woran ich glaube. Ich weiß, wie es ist, nicht dazuzugehören, übersehen oder ausgegrenzt zu werden. Und ich weiß, wie wichtig es ist, in einer Gesellschaft zu leben, die Menschen willkommen heißt, die Unterschiede feiert und jeden Einzelnen als wertvoll betrachtet.

Und dann höre ich die schockierenden Aussagen von AfD-Politikern, die Menschen wie mich, Menschen mit Behinderungen oder Migrationshintergrund, nicht einmal als gleichwertig betrachten. Björn Höcke hat einmal gesagt, „nicht jeder Behinderte kann im gleichen Maße am Leben teilhaben“ – wie menschenverachtend und ignorant ist das? Er stellt uns als Last dar, nicht als wertvollen Teil der Gesellschaft.

Auch die Aussagen zur „Remigration“ zeigen, wie extrem die Ansichten dieser Partei sind. Alice Weidel sprach davon, dass „Millionen von Ausländern zurückgeführt werden“ müssen, um Deutschland zu „retten“. Aber retten vor was? Vor Menschen, die hier arbeiten, die Steuern zahlen, die Freunde und Familienmitglieder sind? Sie verbreiten die gefährliche Idee, dass Menschen mit einem anderen Hintergrund eine Bedrohung darstellen, anstatt eine Bereicherung.

Nur um es einmal klar zu sagen: mir ist auch bewusst, dass die Integration von vielen geflüchteten Menschen unser Land und unsere Gesellschaft vor gewaltige Herausforderungen stellt. und mir ist auch klar, dass es viele ungelöste Probleme gibt. Und auch ich habe ein Problem mit Kriminalität und mit Messer Angriffen, und bin der absoluten Überzeugung, dass solche Straftaten mit der ganzen Härte des Gesetzes verfolgt werden müssen, unabhängig davon, welcher Nationalität ein Straftäter hat.

Das Problem der AfD ist allerdings, dass sie nicht nur ein Problem mit straftätigen ausländischen Mitbürgern hat, sondern dass sie grundsätzlich gegen alles und jeden hetzen, was in ihren Augen nicht deutsch und nicht lebenswert ist. Dazu zählen alle Menschen in Deutschland, die einen Migrationshintergrund haben, genauso Wie Menschen mit Behinderung oder Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung.

Ich frage mich dabei auch immerwieder, wie so viele Christen aus voller Überzeugung, diese Partei wählen können? Wie um allen ernstes, so viele Menschen in Kirchen behaupten, die AfD sei die einzige Partei, die man als Christ wählen kann? Ich bin Christ und sage es ganz deutlich: mit meinem christlichen Glauben und meinem Gottesbild ist die AfD unvereinbar. Wie kann sich eine Partei wie die AfD christlich nennen, wenn sie die grundlegendsten Lehren von Jesus Christus mit Füßen tritt? Das Evangelium ruft uns auf, unseren Nächsten zu lieben, unabhängig davon, wer er ist oder woher er kommt. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (Markus 12,31) – das ist das Herzstück der christlichen Botschaft. Wo ist diese Liebe in der AfD-Politik? Wie kann man behaupten, christlich zu sein, wenn man Menschen ausgrenzt und sie als Bedrohung sieht, nur weil sie anders sind?

Die AfD mag sich auf „christliche Werte“ berufen, wenn es um bestimmte Themen wie das traditionelle Familienbild oder Abtreibung geht. Aber das allein macht noch lange keine christliche Partei aus. Christsein bedeutet, Menschen in ihrer Verschiedenheit anzunehmen, sich um die Schwächsten zu kümmern und Frieden zu stiften, nicht Mauern zu bauen. Jesus hat nicht nur die „Reinen“ oder „Gerechten“ willkommen geheißen, sondern gerade die Ausgestoßenen, die Fremden, die Armen und Schwachen. Er hat ihnen Platz an seinem Tisch gegeben und sie zu einem Teil seiner Familie gemacht. Das ist wahre christliche Nächstenliebe.

Wenn ich also als Christ denke, das traditionelle Familienbild muss mehr geschützt werden, oder ich bin als Christ gegen Abtreibung dann lass uns gerne darüber sprechen, theologisch, philosophisch, gesellschaftlich, zwischenmenschlich. Aber eine Partei, wie die AfD zu wählen, hat in meinen Augen nichts mit Christsein zu tun.

Schockierend ist außerdem, dass die AfD besonders unter den Jugendlichen und jungen Erwachsenen so viel Zuspruch kriegt. Auch in meiner Generation ist die AfD stark vertreten, ich habe viele Freunde, die AfD Wähler sind. Bei allen Krisen und Herausforderungen, die uns in den letzten Jahren zurecht erschüttert haben und verunsichern: Meine Generation ist die Generation, die im sichersten, friedlichsten und wohlhabendsten Deutschland aller Zeiten aufwachsen durfte. Wir haben weder erlebt, wie unsere Städte und Dörfer zerbombt wurden, wie es unsere Großeltern erlebt haben, wir haben nicht die Armut und Entbehrungen der Nachkriegszeit erlebt, wir kennen nicht die Sorge des kalten Krieges und die Gefahr vor einem Atomkrieg unmittelbar vor unserer Haustür, wir haben nicht die Unterdrückung und Diktatur der DDR erlebt, aber wir durften in einem vereinten, friedlichen und wohlhabenden Deutschland aufwachsen. Das es auch Krisen und Herausforderungen gibt, die wir in der Zukunft gemeinsam lösen müssen steht außer Frage, auch, dass die Politik den jungen Menschen in unserem Land viel zu lange viel zu wenig zugehört hat, ist unumstritten. Aber Menschenverachtung, Hass, Ausgrenzung und Diskriminierung sind garantiert nicht die Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit. besonders von meiner Generation, die in alldem Wohlstand und Luxus aufgewachsen ist, würde ich mir in diesem Zeiten eigentlich mehr Hoffnung und Zuversicht und stärke wünschen, mehr Zusammenhalt und einen Geist, der anpackt, der Probleme lösen will und gemeinsam an einer Zukunft arbeiten will, in der jeder willkommen ist, so wie er ist und sich jeder einbringen kann, mit seinen Stärken und Schwächen.

Die AfD steht für das genaue Gegenteil von dem, woran ich glaube. Sie steht für eine Welt, in der Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder ihrer Hautfarbe ausgeschlossen werden. Sie verbreiten die widerwärtige Idee, dass manche Menschen weniger wert sind, dass sie hier „nicht hingehören“. Aber wer gibt ihnen das Recht, darüber zu urteilen? Wer sind sie, zu bestimmen, wer in Deutschland leben darf und wer nicht? Niemand hat dieses Recht.

Ich träume von einer Gesellschaft, in der wir uns gegenseitig unterstützen, in der Inklusion nicht nur ein Schlagwort, sondern gelebte Realität ist. Wo Menschen mit Behinderungen genauso selbstverständlich Teil der Gemeinschaft sind wie Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Eine Gesellschaft, die ihre Stärke in der Vielfalt findet, nicht in der Ausgrenzung.

Jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, was diese Partei und ihre Anhänger sagen und tun, werde ich traurig und wütend zugleich. Es schmerzt mich persönlich, weil ich selbst für ein Leben kämpfe, in dem Akzeptanz und Wertschätzung nicht vom Aussehen oder von körperlichen Fähigkeiten abhängen.

Aber ich weiß auch, dass wir mehr sind. Wir sind viele, die für Vielfalt, Liebe und Zusammenhalt stehen. Und wir müssen laut bleiben. Wir dürfen nicht zulassen, dass diese widerwärtigen Ideen weiter an Boden gewinnen. Wir müssen für eine Zukunft kämpfen, in der jeder Mensch respektiert wird – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder Fähigkeiten.

Lasst uns zusammen aufstehen und deutlich machen: Es gibt keinen Platz für den Hass der AfD in unserer Gesellschaft. Unsere Stärke liegt in der Vielfalt, in der Menschlichkeit und in der Liebe zueinander. Und das ist es, wofür ich immer einstehen werde – als Christ und als Mensch.

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2 Kommentare zu „Warum die AfD für mich unwählbar ist

  1. Danke Johannes für deinen Mut, die Dinge klar beim Namen zu nennen. Danke für deine klaren Worte. Und lass dich nicht von anderslautenden Kommentaren irritieren. Dein Papa

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