Nicht um zu glänzen, sondern um zu dienen – Was ich von Mario Götze über Leiterschaft in der Gemeinde lernen kann Ich mag Spielertypen wie Mario Götze.
Nicht, weil er das entscheidende Tor im WM-Finale 2014 für Deutschland gegen Argentinien geschossen hat – oder weil er heute bei Eintracht Frankfurt spielt, einem Verein, für den ich große Sympathie hege.
Ich mag ihn, weil er anders spielt. Und weil seine Art zu spielen tief mit dem zusammenhängt, wie ich Leiterschaft verstehe – in der Kirche, im Alltag und vielleicht irgendwann auch als Familienvater.  Götze – der stille Unterschiedsspieler Mario Götze ist keiner, der sich mit Toren in den Vordergrund drängt wie ein klassischer Knipser.
Er erinnert mich zwar in seiner Kreativität an Spielertypen wie Florian Wirtz oder Jamal Musiala – junge, brillante Köpfe, die mit Spielwitz, Tempo und Leichtigkeit agieren.
Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied:
Wirtz und Musiala stehen heute regelmäßig im Rampenlicht. Ihre Dribblings sorgen für Zungeschnalzen und Raunen in den Stadien unserer Republik. Sie verzaubern uns mit ihren Bewegungen, setzen Highlights, die in jeder Sportsendung auftauchen.
Götze dagegen hat oft im Hintergrund gewirkt.
Seine Pässe, seine Laufwege, seine Spielintelligenz – sie waren subtil, aber wirkungsvoll.
Er war selten der Star des Spiels, aber oft derjenige, ohne den der Star nicht geglänzt hätte.
Er war derjenige, der den vorletzten Pass spielt – den, der alles vorbereitet, aber selten gefeiert wird.
Und genau das macht ihn für mich so besonders:
Er ist stark – ohne laut zu sein.
Entscheidend – ohne im Mittelpunkt zu stehen.
Wirkungsvoll – ohne immer gefeiert zu werden.  Wenn Menschen denken, du wärst kein Leiter Ich bin ehrlich: Es gab Phasen, da habe ich selbst daran gezweifelt, ob ich überhaupt leiten kann.
Und ich wurde oft daran erinnert , dass ich scheinbar nicht die Voraussetzungen mitbringe:
Blind. Emotional. Feinfühlig. Nicht der Typ, der mit breiter Brust vornewegmarschiert.
Nicht der Typ, der mit Worten dominiert, ständig performt oder lautstark Ansagen macht.
Es wurde mir gesagt – direkt oder durch die Hintertür – dass ich zu „limitiert“ bin.
Zu kompliziert.
Nicht stark genug.
Nicht „typisch Leiter“.
Aber weißt du was? Ich glaube, genau darin liegt Stärke.
In der Schwäche.
In der Ehrlichkeit.
In der Fähigkeit, sich berühren zu lassen – und nicht einfach drüberzugehen.
Denn Leitung ist kein Wettkampf. Keine Show. Keine Bühne.
Leitung heißt: Raum geben.
Zuhören.
Dienen.
Vertrauen.
Und genau das finde ich bei Mario Götze wieder.  Leitung mit Herz – nicht mit Ellenbogen So wie Götze auf dem Platz agiert – leise, vorausschauend, für andere denkend – so möchte ich Gemeinde mitgestalten.
Ich will kein Torjäger sein, der sich ständig selbst in Szene setzt.
Ich will Menschen ins Spiel bringen. Sie ermutigen, ihre Berufung zu entdecken. Ihnen den Rücken stärken. Ihnen den Ball zuspielen, wenn sie sich unsicher fühlen.
Und ja – ich will auch weinen dürfen.
Wenn mich Geschichten bewegen.
Wenn Menschen leiden.
Wenn ich nicht weiterweiß.
Denn ich glaube, dass echtes Leiten auch bedeutet, verletzlich zu sein.
Nicht nur die Richtung vorzugeben, sondern gemeinsam unterwegs zu sein.  Einmal Vater und Ehemann sein – mit Götzes Blick und Gottes Herz Wenn Gott es mir schenkt, wünsche ich mir, eines Tages eine Familie zu gründen. Eine Frau an meiner Seite, Kinder, die ich begleiten darf. Und auch da glaube ich: Götzes Spielweise kann ein starkes Vorbild sein – nicht im sportlichen Sinne, sondern geistlich, menschlich, beziehungsorientiert.
Ich möchte kein Vater sein, der mit Macht oder Regeln führt, sondern mit Präsenz und Herz. Kein Ehemann, der Ansprüche stellt, sondern einer, der sich fragt: Was braucht meine Frau, damit sie aufblühen kann? Wo kann ich sie entlasten, sie verstehen, sie stärken? Ich möchte geistlich mitdenken. So wie Götze das Spiel liest, will ich das Familienleben mit geistlichem Feingefühl gestalten. Ich will erkennen, wann meine Frau Ermutigung braucht, wann sie Freiraum braucht, wann ich ihr dienen kann, statt einfach zu erwarten, dass alles um mich kreist.
Ich glaube, dass genau darin echte geistliche Leitung liegt: nicht im Kommandieren, sondern im Zuhören. Im Begleiten. Im Vertrauen auf Gottes Führung in unserer Mitte.
Und auch bei meinen Kindern will ich nicht einfach “erziehen” im klassischen Sinne. Ich will sie verstehen. Ihnen helfen, sich selbst zu entdecken. Ihnen Raum geben, Fragen zu stellen, Zweifel zu äußern, mutig zu sein – auch wenn sie anders sind als andere.
Vielleicht gerade, weil ich selbst so oft gehört habe, was ich alles nicht sein kann.
Denn ja – auch das gehört zu meinem Weg:
Man hat mir gesagt, ich sei zu emotional, zu weich, zu verletzlich.
Dass ich kein „richtiger Mann“ sei, weil ich offen über meine Gefühle spreche.
Dass ich kein guter Partner sein könne, weil ich blind bin, weil ich Hilfe brauche, weil ich nicht der klassische Versorger bin, den man sich so vorstellt.
Aber ich habe gelernt: Die wahren Männer sind nicht die, die alles im Griff haben – sondern die, die Verantwortung übernehmen.
Die sich ehrlich machen.
Die ihre Frau sehen.
Die bereit sind, für ihre Familie da zu sein – nicht nur mit Kraft, sondern mit Liebe.
Ich möchte ein Mann sein, der nicht alles muss – aber der bereit ist, alles zu geben.
Nicht mit Druck. Sondern mit Hingabe.
Nicht mit Kontrolle. Sondern mit Vertrauen.
Ich habe diese Art von Beziehung und Familiengestaltung nicht nur als Ideal entdeckt – ich durfte sie auch erleben. Meine Eltern sind mir da ein großes Vorbild. Sie haben mir gezeigt, was es heißt, sich gegenseitig zu tragen, zu ergänzen, sich mit Würde zu begegnen und Liebe nicht als Leistung, sondern als Geschenk zu sehen. Gerade in ihrer Art, mit meinen Einschränkungen umzugehen, habe ich eine Stärke erlebt, die nicht laut, aber zutiefst verlässlich war.
Das prägt mich. Und es schenkt mir Hoffnung.  Im richtigen Moment Verantwortung übernehmen – aber nicht für den Applaus Mir ist natürlich bewusst: Es gibt auch Situationen, in denen Leiterschaft bedeutet, an der Front zu stehen. Entscheidungen zu treffen. Verantwortung zu übernehmen. Nicht auszuweichen.
Auch Mario Götze hat das getan – im größten Moment seiner Karriere, als er im WM-Finale 2014 eingewechselt wurde und mit einer einzigen Bewegung das entscheidende Tor geschossen hat. Im richtigen Moment. Am richtigen Ort. Bereit.
Aber das Entscheidende ist für mich:
Götze hat sich nie etwas auf diesen Moment eingebildet. Er hat sich nicht darüber definiert.
Und genau das berührt mich.
Er hat Verantwortung übernommen – aber nicht, um im Rampenlicht zu stehen, sondern weil es dran war.
So wünsche ich mir auch mein Leben als Leiter.
Ich will bereit sein, wenn Gott mich ruft. Ich will stehen, wenn andere wanken. Ich will im richtigen Moment nicht zurückschrecken.
Aber ich will mich nicht über Positionen oder Applaus definieren.
Ich glaube, dass echte Leiterschaft dann sichtbar wird, wenn jemand den Mut hat, hinzustehen – und die Demut besitzt, sich wieder zurückzunehmen.  Leiten heißt: Gott vertrauen All das ist nur möglich, weil ich auf jemanden baue, der größer ist als ich selbst.
Ich muss nicht stark wirken, weil ich weiß: Gott ist stark.
Ich muss nicht perfekt leiten, weil Gott selbst mein Hirte ist.
Ich darf meine Schwächen zeigen – weil seine Kraft in der Schwachheit vollendet wird (2. Korinther 12,9).
Mario Götze erinnert mich daran, dass Wirkung nichts mit Lautstärke zu tun hat.
Und mein Glaube erinnert mich daran, dass Gott gerade die beruft, die nicht ins menschliche Bild von Macht und Erfolg passen.