12 Dinge, die ich machen würde, wenn ich sehen könnte

Was wäre wenn? Jeder stellt sich des Öfteren diese Frage. Ob realistisch oder nicht spielt keine Rolle, wenn wir uns ausmalen wie unser Leben anders sein könnte. Das ist auch bei mir und meiner Blindheit nicht anders. Auch wenn nach heutigem Stand der Augenmedizin nahezu ausgeschlossen ist, dass ich jemals wieder sehen werde, stellt sich mir trotzdem oft die Frage was ich machen würde, wenn ich sehen könnte. Im Folgenden habe ich deshalb eine Liste mit Dingen, die ich wegen meiner Blindheit vermisse und die ich vermutlich tun würde, wenn ich sehen könnte zusammengestellt. Und wer weiß, vielleicht kann ich ja doch eines Tages die folgenden Dinge in die Tat umsetzen.

1. Meine Familie und Freunde mit eigenen Augen sehen

Wie sehen die Mitmenschen um mich herum eigentlich aus? Wie sehen meine Freunde aus wenn sie ein breites Lächeln im Gesicht haben? Und wie wenn sie traurig sind?

Solche Fragen stellen sich mir häufig. Zwar weiß ich bei meiner Familie und den engsten Freunden theoretisch grob wie sie aussehen, aber es macht einen riesigen Unterschied, ob du nur weißt, dass dein gegenüber braune Haare hat, weil man es dir erzählt hat oder ob du dein gegenüber mit eigenen Augen sehen kannst.

Könnte ich sehen würde ich mir meine Mitmenschen einmal ganz besonders anschauen. Da ich als Kind ein wenig sehen konnte, überlege ich mir manchmal, wie ein Mensch, dessen Stimme ich höre wohl aussehen könnte. Es wäre interessant herauszufinden, wie realistisch meine Vorstellungen sind.

2. Sonnenauf- und untergänge am Meer und in der Natur genießen

Naturereignisse wie ein Sonnenuntergang am Meer faszinieren die Menschen schon immer. Für mich ist ein Sonnenuntergang etwas was ich nur aus Erzählungen und Beschreibungen kenne. Der besondere und eindrucksvolle Moment, wenn sich Himmel und Meer rötlich färben bleibt mir somit verwehrt.

3. Ausgedehnte Spaziergänge zu jeder Jahreszeit machen

Jede Jahreszeit hat ihren ganz besonderen Reiz. Ob blühende Blumen im Frühling, buntes Laub im Herbst oder eine Schneelandschaft im Winter; es gibt viel zu entdecken in der Natur. Zwar kann man auch ohne zu sehen die Natur genießen, aber manches lässt sich nur visuell beobachten. Die Farbenvielfalt im Frühling und Herbst würden mich besonders interessieren.

4. In einer warmen Sommernacht Sterne betrachten

Wer liebt sie nicht, diese lauwarmen Sommernächte nach heißen Tagen? Wenn man den ganzen Tag draußen war und abends gegrillt hat?

Wie schön, wenn man dann auf einer freien Wiese entspannen kann.

Als ich noch etwas sehen konnte, hab ich mich in solchen Nächten immer gefreut, wenn ich den Mond und an manchen Tagen auch die Sterne als kleine Leuchtpunkte sehen konnte. Wenn ich jetzt sehen könnte, würde Sterne gucken am Meer oder in der Natur sicherlich zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehören.

5. Die beleuchtete Skyline von Großstädten bewundern

Großstädte werben meistens mit ihrer beeindruckenden Skyline. In meiner Vorstellung sind erleuchtete Wolkenkratzer, Glasfassaden, Schlösser oder Burgen interessant zu beobachten. Schon als Kind fand ich es immer faszinierend die Straßenbeleuchtungen von Städten zu beobachten.

6. Weihnachtsmärkte bestaunen

Die Adventszeit ist jedes Jahr besonders. In den Städten warten hell erleuchtete und weihnachtlich geschmückte Weihnachtsmärkte auf die Besucher. Aber auch zu Hause werden die Häuser mit Kerzen und Lichterketten dekoriert.

Die vielen Lichter rund um Weihnachten vermisse ich mit am meisten. Zu gerne würde ich noch einmal die vielen Lichter an Weihnachten sehen.

7. Bücher und Zeitungen lesen

Der Geruch von druckfrischem Papier und das Gefühl beim umblättern einer Seite. Alles Dinge, die für die meisten blinden Menschen Seltenheitswert besitzen. Zwar gibt es dank der Blindenschrift auch für blinde Menschen Bücher und Zeitungen, allerdings sind bisher die aller wenigsten Bücher umgewandelt. Hat man dann mal ein Blindenschriftbuch gefunden sorgen Unhandliche Größe und Gewicht nicht gerade für großes Lesevergnügen. Als Alternative bleibt dann meist nur sich die gewünschte Literatur digital von einer monotonen Computerstimme vorlesen zu lassen. Keine besonders schöne Option im Vergleich zum Lesen mit den Augen.

Des Weiteren ist es für mich eine tolle Vorstellung einfach mal in einer Bibliothek nach interessanten Büchern zu stöbern und das zu lesen, was einen interessiert und nicht nur das was zufällig gerade übersetzt ist.

8. Führerschein machen und mit dem Auto durchs Land fahren

Wer ein Auto hat ist mobil und flexibel. Und wer mobil ist, besitzt ein hohes Maß an individueller Freiheit. Nichts ist schlimmer, als an einen bestimmten Ort gebunden zu sein, weil man nicht mobil ist.

Öffentliche Verkehrsmittel geben mir zwar auch ein großes Stück Mobilität, aber nicht die Freiheit zu jeder Zeit da hinzugehen, wo ich gerade möchte. Eine gewisse Abhängigkeit bleibt bei der Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittelimmer bestehen.

9. In Fotoalben, und Instagram-Stories stöbern

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Egal ob Fotoalben oder in den Sozialen Netzwerken; Fotos und Bilder sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens. Für blinde Menschen bleibt die Bilderwelt weitestgehend verschlossen, auch wenn es mittlerweile einige Apps und Programme gibt, die sich in Bildbeschreibungen versuchen. Blinde Menschen bekommen so zumindest in groben Ansatz eine Idee von dem, was sich auf einem Foto befindet. Vergleichbar mit einer sehenden Person, die ein Bild in allen Einzelheiten anschauen kann, ist dies aber nicht.

10. Netflix & chillen

Das Serienschauen erfreut sich großer Beliebtheit. Nicht wenige verlieren sich Tage lang im Serien schauen. Für blinde Menschen sind jedoch die meisten Inhalte eher uninteressant, da es keine Bildbeschreibungen gibt.

11. Barrierefrei studieren

Endlich einmal schon zu Semesterbeginn die gesamte benötigte Literatur haben, in Seminaren und Vorlesungen ohne größere Schwierigkeiten mitkommen und mich problemlos auf dem Campus zurechtfinden. EinigeHerausforderungen im Studium wären ohne Blindheit vermutlich einfacher zu bewältigen. Studieren mit Blindheit macht mir zwar Spaß, ist jedoch nicht immer einfach.

12. Schoppen gehen und herausfinden, welcher Kleidungsstil zu mir passt

Steht mir das gelbe T-Shirt besser oder das Rote? Und welche Hose gefällt mir am meisten? Für sehende Menschen sind das ganz normale Fragen. Blinde Menschen hingegen haben es mit solchen Fragen deutlich schwieriger.

Es ist für mich selbständig kaum möglich herauszufinden, ob ein Kleidungsstück zu mir passt oder nicht. Das einzige was ich im begrenztem Maße wahrnehmen kann, ist inwiefern sich Kleidungsstücke unterschiedlich anfühlen, weil sie aus unterschiedlichen Materialien bestehen. Ob meine Kleidung farblich zusammenpasst und mir steht, weiß ich nur wenn sehende Menschen mich beraten. Selbstständig einen eigenen Style finden und damit auch ein Stück Identität ist kaum möglich.

Auch wenn das Leben mit Blindheit so manche Schwierigkeiten bereit hält, bin ich trotzdem glücklich. Die Dinge, die vielleicht schöner und einfacher wären, wenn ich etwas sehen könnte, halten mich jedenfalls nicht davon ab ein glückliches und positives Leben zu führen. Mein Leben ist nicht immer einfach und keineswegs perfekt, aber gut so wie es ist.

Blind im Alltag: Putzen und verwalten der Post

Mal eben Brötchen beim Bäcker um die Ecke holen, einen Stadtbummel in der Innenstadt machen oder die Wohnung sauber putzen. Eigentlich ganz alltägliche Dinge, die nicht der Rede wert sein sollten. Doch mit einer Behinderung können gerade diese Kleinigkeiten zur Herausforderung werden. In der mehrteiligen Serie „Blind im Alltag“ zeige ich euch, wie man ohne sehen zu können die kleinen und großen Hürden des Alltags meistern kann und wo man wegen der Behinderung an seine Grenzen stößt.
Im zweiten Teil geht es um die ThemenPutzen und sonstige Haushaltsführung.

Können Blinde Menschen selbständig ihre Wohnung sauber halten? Wie lesen sie ihre Post? Und wie ist es mit Wäsche waschen und sortieren? Diese und noch weitere Fragen werden im folgenden Artikel beantwortet.

Putzen
Das Thema Putzen zählt für blinde Menschen zu den größeren Herausforderungen im Alltag. Die Problematik liegt darin, dass blinde Menschen einerseits nicht immer herausfinden können, ob die Wohnung gerade besonders dreckig ist oder nicht. Andererseits ist es schwer zu kontrollieren, ob eine geputzte Fläche bereits sauber ist oder nicht.

Der erstgenannten Herausforderung kann man durch regelmäßiges Putzen der Wohnung vorbeugen. Liegt in einer Wohnung relativ viel Staub oder sonstiger Dreck lässt sich dieser relativ gut erfühlen beziehungsweise erspürt werden, wenn man durch die Wohnung läuft. Auch besonders klebrige Stellen lassen sich gut von blinden Menschen herausfinden und beseitigen. Der „normale“ Dreck hingegen ist für blinde Menschen weitaus schwieriger aufzuspüren. Hier hilft dann nur das Putzen und sauber machen auf Verdacht.

Viel schwieriger ist es herauszufinden, ob der Boden nach dem Putzen wirklich sauber geworden ist, oder ob man um die dreckigen Stellen herum gewischt hat, Eine Methode, die blinden Menschen garantiert, dass der Bodenbeim Putzen definitiv komplett sauber wird gibt es nicht. Jedoch kann man sich bestimmte Techniken aneignen, um möglichst viele Stellen auf dem Boden zu erreichen. Beispielsweise kann man einen Raum gezielt in mehreren Bahnen von vorne nach hinten Wischen. So kann man ziemlich sicher sein, dass man über die meisten Stellen darübergewischt hat.

In speziell für blinde Menschen entwickelten Schulungen kann man sich bestimmte Techniken für alltägliche Aufgaben wie Putzen oder Kochen antrainieren lassen. Dieses Training inlebensprakktischen Fähigkeiten wird von extra geschulten Personal durchgeführt und wird in der Regel von der Krankenkasse oder anderen sozialen Trägern finanziert. Für blinde Menschen bietet eine solche Schulung die Möglichkeit bestimmte Herausforderungen im Alltag selbstständig zu meistern.

Da aber selbst die beste Methode und das beste Training keine saubere Wohnung gewährleisten kann hohlen sich viele Blinde sehende Hilfe beim Putzen. Viele empfinden die Ungewissheit, ob ihre Wohnung ausreichend sauber ist als unangenehm und wollen sicher gehen, dass die eigenen vier Wände regelmäßig ausreichend gesäubert werden. Oftmals finden blinde Menschen Unterstützung in der Familie oder im Freundeskreis. Falls dies nicht der Fall ist besteht die Möglichkeit eine Haushaltshilfe zu engagieren, die unteranderem beim Putzen behilflich sein kann. Auch hier besteht die Möglichkeit, dass eine solche Assistenz von sozialen Trägern finanziert wird. Eine weitere Finanzierungsmöglichkeit besteht im monatlichen Blindengeld, welches blinde Menschen erhalten, um durch die Blindheit verursachte Mehrkosten abzudecken. Die Höhe des Blindengeldes variiert teilweise erheblich zwischen den einzelnen Bundesländern. Tendenziell ist die finanzielle Unterstützung in den westlichen Bundesländern wesentlich höher als in den östlichen Landesteilen.

Ein wenig einfacher ist es, wenn Flächen wie ein Tisch oder eine Arbeitsplatte gesäubert werden sollen. Einfacher deshalb, weil die zu putzende Fläche wesentlich kleiner und damit für blinde Menschen auch viel übersichtlicher ist, als ein großer Raum. Hier bietet sich die Möglichkeit, nach dem putzen über die Fläche zu tasten. Gibt es noch eine unsaubere Stelle kann diese ertastet werden und noch einmal gewischt werden. Mit dieser Taktik lassen sich auch relativ gut Fenster, Spiegel, Waschbecken oder Geschirr säubern.

Eine weitere Schwierigkeit besteht in dem Problem, dass blinde Menschen ohne weiteres nicht in der Lage sind herauszufinden, welches Putzmittel sich in welcher Flasche befindet. Viele Flaschen fühlen sich sehr ähnlich an und verfügen über keine Beschriftung in Blindenschrift. Diese kann aber von einer blinden Person nachträglich angebracht werden. Man kann sich aber auch ein bestimmtes System überlegen und die einzelnen Flaschen in einer bestimmten Reihenfolge im Schrank positionieren.

Generell lässt sich sagen, dass es ja immer auch Ansichtssache ist, ob eine Wohnung ausreichend sauber geputzt ist oder nicht. Viele blinde wissen, das Putzen für sie eine größere Herausforderung ist und sind damit zufrieden, wenn sie selbstständig regelmäßig ihre Wohnung putzen. Viele ist eine Wohnung, die vielleicht nicht jeden Tag vor Sauberkeit glänzt lieber, als eine blitz blanke Wohnung, die von jemand anderem geputzt wurde.
Wäsche waschen und sortieren

Beim Thema Wäsche waschen gibt es ebenfalls einige Herausforderungen, wenn auch nicht ganz so gravierende wie beim Putzen.
Die größte Herausforderung ist des Öfteren die Bedienung der Waschmaschine. Wie bereits im ersten Teil der Serie erläutert sind vor allem moderne Haushaltsgeräte für blinde Menschen kaum oder gar nicht bedienbar, da sie mit einem Touchscreen gesteuert werden müssen. Eine Bedienung mit gut fühlbaren Tasten und Knöpfen findet man in der Regel nur noch bei älteren Geräten vor. Hat man eine gut bedienbare Waschmaschine kann man diese mit Markierungspunkten so manipulieren, dass man auch ohne sehen zu können den richtigen Waschgang einstellen kann. Schwierigkeiten treten auch auf, wenn man die Wäsche vor dem Waschen nach 30°C- und 60°C-Wäsche sortieren möchte. Hier hilft oft nur das auswendig lernen.
Problematischer ist die Sortierung nach Farben. Um zu vermeiden, dass sich die Wäsche verfärbt ist es auch für blinde Menschen wichtig, darauf zu achten, dass die Wäsche nicht bunt gemischt in der Maschine landet. Hierfür gibt es spezielle Apps, die mithilfe der Kamera erkennen können, welche Farbe ein Kleidungsstück hat. Das Problem ist, dass diese Apps nicht immer besonders zuverlässig arbeiten und somit die Gefahr der Verwechslung besteht. Um die Wäsche grob zu sortieren reichen die Apps jedoch in der Regel völlig aus. Ansonsten kann man sich auch hier sehende Unterstützung suchen.

Ist die Wäsche erst einmal in der Waschmaschine gibt es keine größeren Herausforderungen mehr, die durch die Blindheit entstehen können. Das Aufhängen funktioniert bei blinden Menschen genauso gut wie bei sehenden Menschen. Auch das Zusammenlegen und Sortieren klappt ohne größere Schwierigkeiten. Das blinde Personen ihre im Kleiderschrank Wäsche in der Regel nicht nach Farbe sortieren versteht sich von selbst.

Verwalten der Post und anderen Dokumenten

Neben Putzen und Wäsche waschen gibt es noch weitere Aufgaben in einem Haushalt, die für blinde Menschen teilweise zu großen Hürden werden können. Eine solche Hürde ist zum Beispiel das Verwalten der eigenen Post. Briefe werden meistens in Papierform und in Schwarzschrift zugestellt. Heißt also in unbarrierefreier Form. Blinde Menschen stehen also vor dem Problem, dass sie ihre Post ohne Hilfsmittel oder Unterstützung nicht selbstständig lesen und beantworten können.
Was das Lesen betrifft gibt es mittlerweile einige Apps, die die Texte mit der Kamera des Smartphone einscannen können. Anschließend kann man sich den Text über den Screenreader vorlesen lassen. Ähnlich wie bei den Farberkennungsapps ist hier jedoch das Problem, dass die meisten Programme nur unzuverlässig Resultate liefern. Dies ist allerdings gerade bei wichtigen Briefen problematisch, da es wichtig ist, die Informationen aus der Post vollständig zu erhalten. Deshalb müssen blinde Menschen des Öfteren auch hier wieder auf die Unterstützung von sehenden Menschen zurückgreifen. Wenn es im Familien- oder Bekanntenkreis niemanden gibt, der diese Unterstützung leisten kann ist die Durchsicht der Post eine typische Aufgabe für eine Alltagsassistenz. Für viele ist die Inanspruchnahme einer Alltagsassistenz gerade beim Thema Postverwaltung unangenehm, da somit auch vertrauliche Informationen offengelegt werden können.

Schwierigkeiten gibt es auch, wenn Formulare ausgefüllt werden sollen. Anders als beim bloßem Lesen der Post gibt es hier noch keine App, die blinde Menschen hierbei unterstützt. Dies ist also nur mit sehender Hilfe möglich.
Einfache Antworten oder Anträge können dagegen von blinden Menschen selbstständig am Computer formuliert und ausgedruckt werden.

Abschließend lässt sich sagen, dass viele Aufgaben im Haushalt nur mithilfe von sehenden Menschen bewältigt werden können. Schulungen und die Aneignung von speziellen Techniken ermöglichen blinden zwar in einigen Punkten ein gewisses Maß an Selbstständigkeit, jedoch kommt man besonders beim Putzen und der Verwaltung von wichtigen Dokumenten oder der Post an seine Grenzen. Die Frage nach der Selbstständigkeit richtet sich allerdings auch im erheblichem Maße nach der Persönlichkeit . Es gibt Blinde Menschen, denen die Bewältigung des Haushalts wesentlich leichter fällt.

In wie fern man trotz der Hürden die Aufgaben selbstständig bewältigt oder Hilfe von sehenden Menschen in Anspruch nimmt hat zu guter letzt auch viel mit der eigenen Persönlichkeit zu tun. Es gibt die Möglichkeit eine Alltagsassistenz zu engagieren. Dies bedeutet jedoch, dass man sehr viel von seinem Privatleben einer fremden Person offenbaren muss. Sich den Herausforderungen zu stellen und sie weitestgehend selbstständig zu meistern ist für viele Blinde Personen auch eine Frage der Lebensqualitätund des Selbstwertgefühls.

Im dritten Teil der Serie „Blind im Alltag“ wird es um das Thema Mobilität und Orientierung außerhalb der Wohnung gehen.

Blind im Alltag: Wohnen und Kochen

Muss eine Wohnung von einem blinden Menschen besonderen Anforderungen entsprechen? Kann ein Blinder alleine kochen? Und laufen alle, die nichts sehen können auch in ihrer Wohnung mit Blindenstock herum? Diese und noch weitere Fragen beantwortet dieser Artikel.

Mal eben Brötchen beim Bäcker um die Ecke holen, einen Stadtbummel in der Innenstadt machen oder die Wohnung sauber putzen…Eigentlich ganz alltägliche Dinge, die nicht der Rede Wert sein sollten. Doch mit einer Behinderung können gerade diese Kleinigkeiten zur Herausforderung werden. In der mehrteiligen Serie „Blind im Alltag“ zeige ich euch, wie man ohne sehen zu können die kleinen und großen Hürden des Alltags meistern kann und wo man wegen der Behinderung an seine Grenzen stößt.
Im ersten Teil geht es um das Thema Wohnen und Kochen.

Die Wohnung


Bei der Wahl der Wohnung gelten für blinde Menschen grundsätzlich die gleichen Bedingungen,wie für sehende Menschen. Das heißt, dass eine Wohnung nicht besonders groß, ebenerdig oder möglichst im Erdgeschoss sein muss. Natürlich haben blinde Menschen genau wie sehende Menschen ganz bestimmte Vorstellungen, wie ihr zu Hause sein soll. Die Blindheit spielt bei diesen Vorstellungen allerdings zumeist keine bedeutende Rolle.

Eigenschaften wie ein unverbauter Fernblick oder Blick ins Grüne sind für Blinde zumeist eben so uninteressant wie die Farbe der Hausfasade. Dafür sind für Blinde Dinge wie die akustische Atmosphäre im Wohnumfeld oder der Geruch wichtig.

Auch bei der Wahl des Wohnortes können die Prioritäten von blinden Menschen von denen der sehenden Menschen ein wenig abweichen. Da blinde und sehbehinderte Menschen weder mit dem Auto, noch alleine mit dem Fahrrad fahren können, sind sie noch viel stärker als die meisten anderen Menschen auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen. Diese Abhängigkeit kann mitunter die Suche nach dem richtigen Wohnort beeinflussen und einschränken. Die schönste Wohnung im schönsten Ort bringt Blinden nichts, wenn es keine Anbindungen mit Bussen oder Bahnen gibt.

Des Weiteren ist es für blinde und sehbehinderte Menschen wichtig, dass Einkaufsmöglichkeiten, Ärtzte und sonstige Einrichtungen des täglichen Bedarfs in der Nähe sind und der Weg dort hin möglichst barrierefrei ist. Liegt beispielsweise zwischen der Wohnung und dem nächsten Supermarkt eine starkbefahrene Straße ohne barrierefreie Überquerungsmöglichkeit, kann dies ein Grund sein, sich eine günstiger gelegene Wohnung zu suchen.

Die Inneneinrichtung


Bei der Einrichtung gibt es für blinde Menschen in der Regel keine besonderen Einschränkungen. Auch hier gilt: Jeder hat ganz bestimmte Vorstellungen von einer schön eingerichteten Wohnung. Die Orientierung in den eigenen vier Wänden klappt bei blinden Menschen im übrigen genau so gut wie bei sehenden Menschen. Der Blindenstock landet beim Betreten der Wohnung in der Regel sofort in einer Ecke und wird erst wieder benötigt, wenn die Wohnung verlassen wird.

Das alle blinden Menschen super ordentlich sind ist ein Vorurteil, was so definitiv nicht stimmt. Zwar ist ordnunghalten für blinde Menschen zumeist von Vorteil, aber manchen fällt es leichter Ordnung zu halten als anderen. In der Regel gibt es jedoch ganz bestimmte Dinge, die ein Blinder immer sofort griffbereit hat. Hierzuzählen Sachen, wie der Blindenstock, der Geldbeutel mit Behindertenausweis oder das Handy.
Wohnen mehrere Menschen mit einem Blinden zusammen, sollte jedoch darauf geachtet werden, dass Gegenstände nicht mitten in den Weg gestellt werden oder die Einrichtung der Wohnung unangekündigt verändert wird.

Auch blinde Menschen haben Sinn für eine schöne Dekoration und eine liebevoll gestaltete Wohnung. Zwar wird man in einer Wohnung von einem Blinden vielleicht weniger gemalte Bilder an den Wänden finden, aber dafür Dekogegenstände wie Blumen, Vasen, Nachbildungen von Sehenswürdigkeiten und andere Dinge, die sich gut ertasten lassen. Es gibt auch Kunst-Bilder, die so gestaltet sind, dass man sie ertasten kann. So lassen sich beispielsweise eine Strandlandschaft oder ein Berg auch reliefartig darstellen. Solche Bilder finden auch bei vielen Blinden großer Beliebtheit.

Kochen und Arbeiten in der Küche


Beim Kochen gibt es gleich mehrere Hürden, die überwunden werden müssen. Dies fängt bereits bei der Beschaffenheit der Küchengeräte an. So ist beispielsweise ein Induktionsherd zumeist nur sehr schwer zu bedienen, da man bei diesen Geräten in der Regel keine erhöhten Herdplatten mehr hat. Erhöhte Herdblatten sind für blinde Menschen jedoch sehr hilfreich, da man so viel besser herausfinden kann, ob sich ein Topf auf der Platte befindet oder nicht. Da man eine Herdplatte beim Kochen nicht anfassen kann, benutzen viele blinde und sehbehinderte Menschen einen Kochlöffel, um mit diesem die Position der Herdplatte zu bestimmen und sicherzustellen, dass der Topf oder die Pfanne richtig platziert ist. Der Kochlöffel wird dann ähnlich wie ein Blindenstock benutzt. Bei einem Induktionsherd ist mit einem Kochlöffel jedoch meist nicht festzustellen, wo genau die Herdplatte anfängt. So ist einerseits die Gefahr größer, dass man beim Kochen versehentlich auf die heiße Herdplatte fasst, da man die genaue Position nicht richtig bestimmen konnte. Andererseits kann es passieren, dass der Topf oder die Pfanne gar nicht oder nur teilweise auf der Herdplatte steht und das Essen nicht richtig warm wird. Problematisch ist, dass es immer weniger Küchen mit hervorgehobenen Herdplatten gibt. Meist gibt es nur noch ältere Auslaufmodelle, die nicht mehr in Serie produziert werden. Die modernen Küchenhersteller verzichten zumeist auf hervorgehobene Platten und machen blinden Menschen somit das Kochen immer schwerer.

Eine weitere Schwierigkeit liegt in der Bedienung der einzelnen Geräte. Heutzutage werden die aller meisten elektronischen Geräte nur noch über Touchscreen bedient. Diese sind für die meisten Menschen sehr nützlich. Jedoch sorgt er dafür, dass blinde Menschen viele Geräte gar nicht mehr benutzen können. Bei einem Touchscreen gibt es keine hervorgehobenen Knöpfe mehr, sondern nur noch eine flache Fläche mit den Bedinelementen. Da bei jeder Berührung des Screens sofort eine Aktion ausgeführt wird, können sich blinde und sehbehinderte Menschen nicht orientieren und wissen somit nicht, welches Bedienelement sich an welcher Stelle befindet. Ein solches Gerät ist für blinde Menschen unbrauchbar.
Ähnlich wie Küchen mit hervorgehobenen Herdplatten sind auch Geräte mit richtigen Tasten und Knöpfen immer seltener. Der Touchscreen gilt allgemein als einfachere und platzsparendere Alternative und wird sich auch und vor allem bei Haushaltsgeräten mehr und mehr durchsetzen.

Hat ein Herd oder eine Spülmaschine Knöpfe anstatt eines Touchscreens, heißt das jedoch noch lange nicht, dass blinde und sehbehinderte Menschen das Gerät problemlos benutzen können. Wenn man beispielsweise bei einem Herd eine bestimmte Heizstufe einstellen möchte ist es für blinde Menschen oftmals nicht möglich herauszufinden, auf welcher Stufe der Herd gerade eingestellt ist. Wenn es sich beim Temperaturregler um einen Drehknopf handelt, wäre die einfachste Methode, dass der Drehknopf über eine Einrastfunktion verfügt. Dies bedeutet, dass man beim Drehen des Knopfs jedesmal einen Wiederstand spürt, wenn die Stufe gewechselt wird. Doch leider verfügen nur die wenigsten Geräte über eine solche Einrastfunktion. Jedoch kann hier eine blinde Person selbst Abhilfe schaffen, in dem man den Drehknopf und die dazugehörige Skala mit selbstklebenden Makierungspunkten prepariert. So kann man beispielsweise bei jeder, oder jeder zweiten Stufe einen Makierungspunkt anbringen, der einem bei der Orientierung und richtigen Einstellung behilflich ist.

Hat man die Schwierigkeiten mit den Geräten gelöst, kann man mit dem eigentlichen Kochen beginnen. Doch auch hier warten noch mehr wie genug Schwierigkeiten auf eine blinde Person. So sollte man in der Küche unbedingt auf eine gewisse Grundordnung achten. Des Weiteren sollten Lebensmittel und Gewürze markiert und nach Möglichkeit mit Blindenschrift beschriftet werden, damit man auch als Blinder Salz und Zucker unterscheiden kann. Alternativ zur Beschriftung kann man die Lebensmittel und Gewürze auch in andere Behältnisse umfüllen und für jedes Lebensmittel ein anderes Behältnis wählen.
Eine weitere Schwierigkeit liegt im Kochen nach Rezept. Bei vielen Produkten steht das Rezept oder die Kochdauer lediglich in Schwarzschrift auf der Verpackung und ist somit für blinde und sehbehinderte Menschen nicht lesbar. Um diese Hürde zu nehmen gibt es mehrere Möglichkeiten.
Zum einen kann man im Internet nach dem entsprechenden Produkt oder dem gewünschten Rezept suchen. Dies führt oftmals zum gewünschten Erfolg.
Der Vorteil hierbei ist, dass sich eine blinde Person so ohne jede Hilfe von anderen Personen selbst helfen kann und unabhängig ist.
Der Nachteil ist, dass es mitunter ziemlich lange dauern kann, bis man das Richtige im Internet gefunden hat und die entsprechende Seite eventuell nicht barrierefrei ist. In diesem Fall hat man viel Zeit in die Suche investiert und muss anschließend feststellen, dass es ohne Hilfe doch nicht geht.

Eine weitere Möglichkeit ist, den Text auf der Verpackung mit dem Smartphone einzuscannen und sich über den Screenreader vorlesen zu lassen. Mit dieser Methode ersparrt man sich zwar das mühevolle suchen im Internet, jedoch arbeiten die Scanapps leider nicht immer zuverlässig und führen des Öfteren nicht zum Ziel.

Eine sehende Person zu bitten einem den Text vorzulesen ist, zumeist die sichere und effektivere Variante. Allerdings ist beim Kochen nicht immer eine sehende Person dabei. Dieses Problem lässt sich jedoch mit der App „Be My Eyes“ lösen. Be my Eyes ist eine Plattform, bei der sich sowohl blinde als auch sehende Menschen anmelden können. Über die dazugehörige App können sich blinde Menschen über das Mikrofon und die Kamera des Smartphones mit einer sehenden Person verbinden. So kann ich die Verpackung in die Kamera halten und die sehende Person liest mir das Rezept vor.

Steht der Topf dann letztlich mit den richtigen Zutaten auf der Herdplatte kann eine weitere Hürde darin liegen, möglichst nicht mit dem heißen Topf in Berührung zu kommen. Hier kann wieder der Kochlöffel behilflich sein, mit dem man sich gut orientieren kann und einen Sicherheitsabstand wahren kann.
Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, herauszufinden, ob das gekochte Essen bereits fertig ist oder noch einen Moment benötigt. Blinde Menschen können nicht an der Farbe erkennen, ob das Essen fertig ist. Hier hilft nur der Geruchssinn und ein wenig Intuition.

Abschließend lässt sich sagen, dass Kochen für blinde Menschen zwar möglich ist, aber mit einigen Herausforderungen verbunden ist. Vermutlich hat jeder seine ganz eigenen Tricks um diese Hürden möglichst stressfrei zu nehmen. Mit der Zeit findet man auch sehr gut heraus, was einem beim Kochen eher hilft und was nicht.

Im nächsten Teil der Serie „Blind im Alltag“ geht es um die Themen Putzen und weitere Arbeiten im Haushalt.

Wie nehmen blinde Menschen andere Menschen wahr?

Ein auffälliges Gesicht, besonders schöne Kleidung oder eine markante Frisur. Es gibt viele Merkmale, auf die sehende Menschen bei anderen besonders achten. Aber wie nehmen blinde Menschen andere Menschen wahr? Welche Merkmale helfen blinden Menschen dabei mehrere Gesprächspartner voneinander zu unterscheiden und wieder zu erkennen? Und auf welche Eigenschaften achten blinde Menschen bei der Partnersuche?

Antworten gibt es in diesem Beitrag.

Mehr

Vorurteile über blinde Menschen: Der Faktencheck

Blinde Menschen sehen sich oft mit Vorurteilen konfrontiert. Diese Vorurteile stehen eine gelungene Inklusion des Öfteren im Wege, auch wenn sie selten böswillig gemeint sind.

Doch was ist eigentlich dran an diesen Vorurteilen? Perspektivwechsel unterzieht die gängigsten Vorurteile einem Faktencheck und klärt auf.

Blinde Menschen sehen schwarze Dunkelheit

Stimmt nicht!

Zunächst einmal kommt es darauf an, ob ein Mensch blind oder sehbehindert ist. Sehbehinderte Menschen können in der Regel noch zwischen hell und dunkel unterscheiden und Umrisse wahrnehmen. Aber auch ganz blinde Menschen sehen in der Regel nicht schwarz.

Auch hier muss zwischen den einzelnen Arten von Blindheit unterschieden werden. Je nach Ursache der Blindheit kann es zum Beispiel sein, dass man eine graue Nebelsuppe oder schwarz-weiß-Figuren vor seinem Auge sieht.

Die meisten Blinden sehen jedoch tatsächlich nichts. Nichts ist hier bei keineswegs mit schwarz oder Dunkelheit gleichzusetzen. Für sehende Menschen ist es nur schwer vorstellbar, da es keine wirklichen Vergleiche hierfür gibt. Am nächsten kommt man dem Nichtssehen vielleicht, wenn man sich vorstellt wie man mit seinem Fuß oder seiner Hand sieht.

Bei Blinden Menschen sind die restlichen Sinne stärker und besser ausgeprägt als bei sehenden Menschen

Stimmt!

Blinde und sehbehinderte Menschen müssen sich viel stärker auf den Gehör-, Tast- und Riechsinn und seltener auch auf den Geschmackssinn konzentrieren, um ihre Umwelt wahrzunehmen.

Es ist sogar wissenschaftlich nachgewiesen, dass das menschliche Gehirn in der Lage ist, Teile des Sehzentrums, so umzu-strukturieren, sodass Informationen, die von den anderen Sinnen an das Gehirn weiter gegeben werden, im Sehzentrum mit verarbeitet werden. Das Gehirn eines blinden Menschen passt sich also an den Verlust des Sehzentrums an und konzentriert sich auf die restlichen Sinne.

Dass Blinde anstelle des Sehsinns durch ein besonders gutes Gehör Superkräfte entwickeln können und Geräusche aus kilometerweiter Entfernung richtig identifizieren können, entspricht jedoch nicht der Wahrheit und ist eine Übertreibung aus vielen Filmen und Romanen.

Gleichwohl arbeiten immer mehr blinde Menschen als Masseure oder im medizinischen Bereich bei der Erkennung von Brustkrebs, da der Tastsinn bei blinden Menschen stärker ausgeprägt ist.

Blinde Menschen sind nicht in der Lage alleine das Haus zu verlassen

Stimmt Nicht!

Blinde Menschen sind mithilfe ihres Blindenstocks sehr wohl in der Lage das Haus zu verlassen und sich in der Stadt zu orientieren.

Viele erhalten ein so genanntes Mobilitätstraining, bei dem sie wichtige Routen wie zum nächsten Supermarkt, zum Bahnhof oder zur Arbeitsstelle lernen. Viele Blinde mögen es aber auch ihre Umgebung auf eigene Faust zu entdecken.

Blinde Menschen haben keine Hobbys und langweilen sich den ganzen Tag zu Hause

Stimmt Nicht!

Blinde Menschen haben genau wie sehende Menschen Hobbys und Aktivitäten die sie gerne machen.

In der Regel unterscheiden sich diese Hobbys nicht sonderlich von denen der sehenden Menschen. Es gibt blinde Menschen, die sich für Sport interessieren und auch selbst Sport betreiben. Blinde Menschen treffen sich gerne mit Freunden und gehen etwas trinken. Es gibt blinde Menschen, die gerne Spaziergänge machen oder gerne shoppen gehen.

Blinde Menschen sind nicht in der Lage ihren eigenen Haushalt alleine zu strukturieren und sich selbst zu versorgen

Stimmt in der Regel nicht!

Blinde Menschen sind durchaus in der Lage die grundsätzlich Arbeiten im Haushalt wie Kochen oder Aufräumen alleine durchzuführen. Schwierigkeiten könnte es eventuell beim Putzen geben, da es schwer ist, herauszufinden, ob ein Boden wirklich sauber gewischt ist oder nicht.

Kochen ist in der Regel machbar, wobei sich die meisten blinden Menschen am Anfang sehende Hilfe holen. Viele präparieren ihren Herd auch mit Markierungspunkten, damit sie wissen, auf welche Temperatur der Herd eingestellt ist.

Blinde Menschen können nicht alleine einkaufen gehen

Stimmt nicht!

Das blinde Menschen auch alleine ihr Haus verlassen haben wir bereits geklärt. Und auch einkaufen liegt durchaus im Bereich des möglichen.

Zwar ist es für blinde Menschen schwierig bis unmöglich, ganz alleine durch einen Supermarkt oder ein Geschäft zu laufen und die bestimmten Produkte aus den Regalen auszusuchen, jedoch bieten mittlerweile viele Supermärkte und Geschäfte spezielle Einkaufshilfen an.

So kann man sich als blinder Mensch meistens an der Kasse melden und bekommt dann entweder einen Mitarbeiter an die Seite gestellt, der mit einem durch das Geschäft läuft und die gewünschten Produkte holt oder man gibt an der Kasse seinen Einkaufszettel ab und bekommt die Produkte direkt dorthin gebracht.

Online einkaufen ist in den allermeisten Fällen auch komplett ohne sehende Hilfe möglich.

Blinde Menschen können kein Smartphone und keinen Computer benutzen und sind deshalb völlig abgeschnitten von der digitalen Welt

Stimmt nicht!

Wie blinde ein Smartphone nutzen können und wie es sogar als Hilfsmittel eingesetzt werden kann habe ich

Hier

beschrieben.

Die meisten Smartphones und viele Computer haben eine spezielle Software, die blinden Menschen die Bildschirminhalte vorliest. So ist es auch für blinde Menschen möglich im Internet zu surfen und zu chatten. Mittlerweile werden sogar die beliebten Emojis und Fotos beschrieben.

Blinde Menschen sind immer traurig und schlecht gelaunt wegen der Behinderung

Stimmt nicht!

Natürlich hat jeder Blinde auch mal schlechte Tage und ist öfter traurig wegen der Behinderung. Es ist aber keineswegs so, dass blinde Menschen immer nur traurig und enttäuscht in der Ecke sitzen. Die aller meisten haben sich mit ihrem Handikap abgefunden und versuchen das Beste aus der Situation zu machen und führen ein glückliches und zufriedenes Leben. Schlechte Tage gehören ja auch zum Alltag der sehenden Menschen dazu.

Blinde Menschen interessieren sich nicht für Mode und ihr Aussehen

Kann nicht mit stimmt oder stimmt nicht beantwortet werden!

Ähnlich wie bei sehenden Menschen gibt es auch bei blinden Menschen solche, die viel Wert auf ihr Äußeres und Mode legen und andere, denen es relativ egal ist.

Blind zu sein, bedeutet auf jeden Fall nicht automatisch, dass man sich nicht für Mode und seine Kleidung interessiert. Es gibt Menschen, die sich beim Kleiderkauf ganz genau beschreiben lassen wie das Kleidungsstück aussieht und welche Farbe es hat. Mittlerweile gibt es sogar einige Apps, die blinden Menschen die Farbe von Produkten und Kleidungsstücken beschreiben können. Man hält dann das Smartphone mit der Kamera in Richtung des Kleidungsstück und die App erkennt dann mehr oder weniger zuverlässig die Farbe.

Andere wiederrum befühlen das Kleidungsstück ganz genau und entscheiden dann danach, ob es sich schön oder weniger schön anfühlt.

Und dann gibt es noch diejenigen, denen es wirklich egal ist wie die Kleidungsstücke aussehen oder sich anfühlen. Auch im Bereich Frisur oder schminken kann man nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass dies für blinde Menschen uninteressant ist. Viele blinde Frauen schminken sich selbst sehr gerne. Manche lassen sich von Sehenden helfen, aber sehr viele Frauen schminken sich ohne sehende Hilfe.

Auch beim Friseur haben viele Blinde ganz genaue Vorstellungen davon wie ihre Frisur aussehen soll.

Blinde Menschen waren als Kind grundsätzlich auf Blindenschulen

Stimmt nicht mehr!

Noch vor gar nicht allzu langer Zeit war es selbstverständlich, dass ein blindes Kind auf eine Blindenschule gehen muss. Doch seitdem Deutschland vor zehn Jahren die UN Behinderten Rechts Konvention ratifiziert hat, haben Kinder mit einer Behinderung ein Recht darauf mit nicht behinderten Kindern unterrichtet zu werden. Seitdem gibt es auch immer mehr blinde Kinder, die als Inklusionsschüler auf eine Regelschule gehen. Ich durfte ab dem dritten Schuljahr als Inklusionsschüler mit sehenden Schülern zusammen auf eine Schule gehen und habe 2016 als erster blinder Mensch das Zentralabitur in Hessen an einer Regelschule absolviert.

Nach der Schulzeit werden Blinde Menschen arbeitslos oder arbeiten in Blindenwerkstädten

Stimmt nicht!
Tatsächlich ist erwiesen, dass es Menschen mit einer Behinderung deutlich schwerer haben, einen Job zu finden als Menschen ohne Behinderung. Des Weiteren ist die Arbeitslosenquote bei blinden Menschen wesentlich höher als bei Sehenden. Daraus abzuleiten, dass blinde Menschen grundsätzlich keine Chance haben eine Arbeit zu finden und wenn dann nur in einer Blindenwerkstatt, entbehrt jedoch jeglicher Grundlage. Blinde Menschen arbeiten in fast jeder Branche und in fast jedem Berufsfeld. Viele Blinde machen nach dem Schulabschluss eine Ausbildung oder ein Studium und spezialisieren sich weiter. Zwar erleben blinde Menschen immer wieder, dass Arbeitgeber erst einmal äußerst skeptisch sind, jedoch gelingt es oft die Arbeitgeber positiv umzustimmen und von der Leistungsfähigkeit zu überzeugen.

Blinde Menschen können keine Treppen laufen

Stimmt nicht!

Blinde Menschen können genauso gut wie sehende Menschen eine Treppe benutzen. Der fehlende Sehsinn stellt hier kein großes Hindernis dar. Mit dem Blindenstock können Blinde die Stufen vor sich gut ertasten und wissen somit genau, wann eine Treppe beginnt und wo sie aufhört.